Depression, Angst, emotionale Turbulenzen
Die folgenden Infos richten sich an Jugendliche, die sich depressiv oder ängstlich fühlen oder deren Gefühle Achterbahn fahren. Du bekommst hier Informationen über diese Probleme und über unser Gruppentherapieangebot für Jugendliche.
Eine Depression ist eine ernste Erkrankung, die die Gedanken, Gefühle und das Verhalten beeinflusst. Es ist normal, traurig oder deprimiert zu sein, gerade dann, wenn es mal schlecht läuft – aber bei einer Depression dauern Traurigkeit und der Verlust von Freude und Interesse sehr lange und führen an den meisten Tagen zu Problemen.
Die Hauptsymptome können sein:
- traurige Stimmung oder innere Leere
- Verlust von Freude und Interessen an Aktivitäten
- verminderter Antrieb („Keine Kraft für irgendwas“)
- außerdem bei Jugendlichen: starke Reizbarkeit bei Kleinigkeiten
Meistens treten von den Hauptsymptomen 2-3 gleichzeitig auf. Typische weitere Symptome, die noch dazu kommen können, sind zum Beispiel:
- Gewichtsveränderungen und Veränderung des Appetits
- Schlafstörungen
- Konzentrationsschwierigkeiten
- Unruhe oder lähmendes Gefühl
- Schuldgefühle
- Gedanken über Tod oder Selbstverletzung
Die Gründe, warum jemand an einer Depression leidet, sind verschieden. Es gibt nicht DIE eine Ursache. Eine Rolle spielen z.B. genetische Faktoren, biologische Veränderungen im Körper (z.B. auch Pubertät), Probleme mit anderen Menschen, Faktoren wie Medien, Schule Leistungsdruck oder Lebensereignisse (Krankheit, Unfall, Tod, kritische Veränderungen in der Familie, Corona-Stress) usw.
Angststörungen betrefffen viele Menschen, auch Jugendliche. Wenn du das Gefühl hast, dass du ständig Angst hast, obwohl es keinen offensichtlichen Grund gibt, oder wenn deine Angst deine täglichen Aktivitäten beeinträchtigt, könnte es sein, dass du eine Angststörung hast.
Die Symptome einer Angststörung sind:
- Anhaltende Sorgen oder Ängste, die nicht auf eine bestimmte konkrete Gefahr oder Erfahrung zurückzuführen sind.
- Die Sorgen oder Ängste müssen schwierig zu kontrollieren sein und die Lebensqualität beeinträchtigen.
- Andere Symptome können ebenfalls vorhanden sein, wie z.B. körperliche Symptome wie Herzklopfen, Schweißausbrüche oder Schwindel, Schwierigkeiten beim Schlafen oder Konzentrieren, Vermeidung von Situationen, die Angst auslösen könnten, oder Panikattacken.
- Die Probleme müssen über einen längeren Zeitraum vorhanden sein.
Es ist wichtig zu beachten, dass es verschiedene Arten von Angststörungen gibt, und dass die genauen Kriterien je nach Art der Störung variieren können. Zum Beispiel erfordert eine Diagnose der Panikstörung das Vorhandensein von wiederkehrenden und unerwarteten Panikattacken, während eine Diagnose der sozialen Angststörung eine ausgeprägte und anhaltende Angst vor sozialen Situationen erfordert.
Gründe für die Entwicklungs von Angststörungen können verschieden sein. Dein Temperament spielt genauso eine Rolle wie Erfahrungen, Verhalten von Eltern und Freund:innen usw.
Kennst du das auch? Eben war noch alles ruhig und jetzt fahren die Gefühle Achterbahn, begleitet von starker innerer Anspannung, so dass du nur noch schnell etwas dagegen tun willst?
Gefühle sind wie Wellen – eben war das Meer noch ruhig, dann bricht der Gefühlssturm los und hohe Wellen schwappen über dir zusammen. Du kannst in dem Moment erst einmal gar nix machen – sondern nur schauen, dass du nicht absäufst in den Gefühlen.
Vielen Jugendlichen geht es so, gerade in der Pubertät sind Gefühlsschwankungen normal. Bei manchen Jugendlichen sind die Gefühle aber so intensiv und die Anspannung so stark, dass sie den Alltag stark beeinträchtigen oder zu nicht hilfreichen Verhaltensweisen wie Selbstverletzung, Aggression, totaler Rückzug von allen Menschen oder zu riskanten Dingen wie Suchtmittelkonsum führen. Anspannung und Überforderung mit Stress können auch dazu führen, dass Schule oder Ausbildung darunter leiden.
Gründe für diese emotionalen Turbulenzen sind zum einen Biologie (manche Menschen haben einfach mehr PS auf dem Gefühlsmotor), zum anderen soziale Lernerfahrungen, die oft darin bestanden, dass es hieß „Krieg mal deine Gefühle in den Griff!“ – „Stell dich nicht so an, das ist doch alles nicht so schlimm“ oder „Verschwinde, bis du dich beruhigt hast“.
„IPT“ steht für „interpersonelle Psychotherapie“. Das ist eine Therapiemethode, die speziell für Depression entwickelt wurde, aber auch bei Ängsten und anderen Problemen hilfreich ist.
Ein wichtiger Aspekt der IPT ist, dass wir uns auf die aktuelle Situation in deinem Leben konzentrieren. Es geht also um die Faktoren, die zu deinen Problemen geführt haben bzw. die verhindern, dass sich das Problem bessert. Das sind zum Beispiel Schul- und Arbeitsstress, Konflikte mit anderen Menschen oder blöde Veränderungen in deinem Leben. Außerdem spielt die Verbesserung der Beziehung zu anderen Menschen eine Rolle.
Die IPT hat zwei entscheidende Vorteile: 1.) Es wird direkt an den Themen angesetzt, die in deinem Alltag eine Rolle spielen. Du siehst also schnell, was die Therapie „bringt“. 2.) Die Therapie ist kurz – wir rechnen mit nicht mehr als ca. 15 Therapiesitzungen.
Skills sind Fähigkeiten, die dir helfen, mit Anspannung und Gefühlen umzugehen und die dir nicht schaden. Beispielsweise ist „sich auspowern“, um die eigene Wut kleiner zu kriegen, ein Skill – Sport ist meistens nützlich und schadet nicht. Wer aber z.B. 5 Zigaretten raucht, um „runterzukommen“, der wendet keine Skills an, sondern schadet sich – auch wenn der Ärger vielleicht kleiner wird.
Im Skillstraining vermitteln wir dir in mehreren Modulen (Achtsamkeit, Stresstoleranz, Umgang mit Gefühlen, zwischenmenschliche Skills, Selbstwert, Mittelweg finden) Fähigkeiten, mit Anspannung und starken unangenehmen Gefühlen besser umzugehen, dich selbst zu beruhigen und dein Wohlbefinden zu steigern.
Das Skillstraining stammt aus der Dialektisch-behavioralen Therapie (DBT-A). Das ist eine spezielle Therapiemethode für Menschen, die anfällig für starke Gefühle sind und die schnell unter Anspannung geraten. DBT-A ist in diesen Fällen sehr wirksam.
Wenn wir Jugendlichen etwas von „Gruppentherapie“ erzählen, dann ist oft sofort Schluss – so nach dem Motto „Alter – NEIN! Ich rede doch nicht vor irgendwelchen anderen über meine Probleme!“
Der Gedanke ist verständlich – gleichzeitig stimmt er aber nicht. Das liegt auch an falschen Vorstellungen über Gruppentherapie, sowas wie: Wir sitzen im Kreis, reihum erzählt jede:r, wie schlecht es ihm/ihr geht und dann muss man weinen… oder so ähnlich.
Nein – so ist das nicht. Also, fast nicht: Im Kreis oder Halbkreis sitzen wir tatsächlich schon. Ansonsten läuft es so, dass wir als Therapeut:innen (normalerweise machen wir die Gruppe zu zweit) euch Input geben. Dabei geht es um Themen wie „Konflikte lösen“, „Mit Anforderungen umgehen“, „Schulstress managen“, „Mit anderne Leuten gut zurecht kommen“ usw. Neben Input durch uns erarbeiten wir gemeinsam Sachen und klären, wie du bis zur nächsten Sitzung weiterarbeiten kannst.
Eine Sitzung dauert 100 Minuten. Die Sitzungen finden in der Schulzeit wöchentlich statt.
Jetzt fragst du dich vielleicht „Wie soll mir das denn helfen, wenn es nicht genau um meine Probleme geht?“ Naja, es geht schon um dich. Wir als Therapeut:innen kennen ja dich und die anderen in der Gruppe und wählen die Themen so aus, dass es dir auch was bringt – nur eben erst mal so, dass du nicht von dir erzählen musst.
Darüber hinaus ist der Vorteil der Gruppe, dass halt die Ideen von vielen Menschen (2 Therapeut:innen, 4-6 Jugendlichen) kommen. Das ist manchmal echt effektiver, als nur zusammen mit einem Therapeuten in der Einzelsitzung Lösungen zu suchen.
In der Gruppe wahren wir Anonymität. Das heißt, dass ihr von euch nicht mehr als den Vornamen erzählt. Dinge wie Wohnort, Nachname, Schule, Familie, eigene Probleme usw. müssen kein Thema sein. Natürlich ist Bamberg nicht Berlin – es kann schon sein, dass man jemanden vom Sehen oder so kennt. Aber denk daran: Die anderen werden ja jetzt auch nicht auf dem Schulhof rumerzählen „Den/die kenne ich aus meiner Gruppentherapie…“. Außerdem vereinbaren wir mit allen Teilnehmer:innen Dinge wie Verschwiegenheit und Vertraulichkeit. Das ist bis jetzt noch nie schief gegangen und wird es auch in Zukunft nicht.
Mit der Zeit wird es so sein, dass ihr euch gegenseitig mehr vertraut und euch ganz ok findet. Dann kann es sein, dass an passender Stelle jemand was von sich erzählen will. Das geht dann auch – aber eben auf der Basis von „Ich will freiwillig…“ und nicht „Du musst jetzt…“.
Gruppe auf Probe: Letzter Punkt: Niemand verpflichtet sich sofort dazu, eine bestimmte Zahl von Sitzungen mitzumachen. Du kannst dir die Gruppe einfach für 2-4 Sitzungen zur Probe anschauen und dann entscheiden, ob du weiter mitmachen willst. Auch später zwingen wir niemanden, auf jeden Fall soundsoviel Sitzungen mitzumachen. Wir wollen nur, dass jemand dann nicht von einem Tag auf den anderen nicht mehr kommt, sondern in der Gruppe ankündigt, dass er/sie aufhören will und danach noch 2-3 Sitzungen kommt, damit die Therapie ordentlich beendet werden kann.
Wenn du Interesse hast, mehr Informationen zu bekommen, dann melde dich bei uns in der Praxis. Aus Datenschutzgründen können wir leider keine Kontaktaufnahme per E-Mail oder Messengerdiensten anbieten. Du erreichst uns unter 0951 2082625 bzw. landest auf unserem Anrufbeantworter. Sprich einfach deinen Namen und deine Handynummer auf – wir rufen dann zurück. Natürlich kannst du auch deinen Eltern oder einer anderen erwachsenen Person (Vertrauenslehrer:in, Schulpsycholog:in usw.) auftragen, für dich anzurufen.
Der nächste Schritt ist dann ein Erstgespräch (nicht in der Gruppe, sondern einzeln), bei dem du weitere Fragen stellen kannst und wir schauen, ob eine Therapie bei uns passen könnte. Wenn es in Richtung Therapie geht, dann gibt es auch noch einige diagnostische Sitzungen.
Sich Hilfe zu holen oder sich zumindest mal eine Möglichkeit für Hilfestellung anzuschauen, ist keine Schande, sondern der erste Schritt zur Besserung! Wir freuen uns, wenn du dich bei uns meldet.